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Mikromanagement – Wenn das Verzetteln zur Kernkompetenz wird

Mikromanagement ist nicht nur nervig, sondern ein langfristig sehr demotivierender Führungsstil. Entdecken Sie die Ursachen und Folgen und lernen Sie, wie Sie als Führungskraft Mikromanagement vermeiden können.


Der neue Vorgesetzte ist da: engagiert und bemüht, motivierend und äusserst zuvorkommend. Ein Chef, wie man ihn sich nur wünschen kann, oder? Fehlanzeige! Hinter der anfänglichen Hilfsbereitschaft verbirgt sich ein detailversessenen Kontrollwahn. Diagnose: Mikromanagement. Wir nehmen den Begriff Mikromanagement genauer unter die Lupe und decken die Gefahren hinter dem Managementstil auf –  und woran Sie erkennen, dass Sie selbst ein Mikro-Manager sind!

Was zeichnet Mikromanagement aus?

Mikromanagement beschreibt einen Führungsstil, der sich durch eine übertriebene Detailorientierung und fehlendes Vertrauen seitens des Vorgesetzten gegenüber untergeordneten Mitarbeitern auszeichnet. Hierbei überspringt die Führungskraft, der sogenannte Mikro-Manager, Hierarchiestufen, übernimmt Projekte, die nicht zu seinem Aufgabenbereich gehören, beobachtet und kontrolliert seine Mitarbeiter strengstens. Mikro-Manager legen sehr viel Wert auf Details, jede Aufgabe wird haarklein erklärt, jede Arbeitsweise und Lösung exakt vorgeschrieben. Sie neigen dazu, sich zu verzetteln, mischen sich in berufliche Aufgaben von Mitarbeitern ein, um sicherzustellen, dass alle Aufgaben korrekt und termingerecht erledigt werden. Mikro-Manager sind nicht in der Lage, Relevantes und Dringliches von weniger wichtigem zu trennen. Jeder Schritt wird genauestens unter die Lupe genommen, Mitarbeiter an banale Kleinigkeiten sofort erinnert. Entfaltungsfreiheit, Mitarbeiterentwicklung oder Entscheidungsfindung im Team? Fehlanzeige. Die grosse Karriere? Bleibt dadurch häufig versagt. Mikromanagement ist der ultimative Controlling-Managementstil.

Besonders charakteristisch ist der Mangel an Perspektive und strategischer Vision – die volle Aufmerksamkeit wird unwichtigen Details gewidmet, für das Unternehmen wirklich relevante Dinge einfach ausgeblendet. Der Wunsch nach Kontrolle überwiegt. Mikromanagement möchte einen starken Führungsstil vermitteln, ist aber tatsächlich ein Symptom für schwache Führung und auf keinen Fall eine Charakteristikum einer erfolgreichen Führungspersönlichkeit.

Wodurch entsteht Mikromanagement?

Oftmals liegt die Ursache für Mikromanagement in der Person der Führungskraft selbst. Vor allem Führungskräfte, denen es an Selbstvertrauen fehlt, neigen zu Mikromanagement. Es fehlt ihnen besonders an Delegationsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. Denn ist der Mikro-Manager gezwungen, Aufgaben zu delegieren, versucht er die entstehende Unsicherheit mit Kontrolle zu kompensieren. Er spezifiziert die Aufgaben so, dass sie möglichst in seinem Sinne ausgeführt werden können. Mikro-Manager haben ein extrem ausgeprägtes Bedürfnis nach Sicherheit, Konstanz und Berechenbarkeit, was wiederum einen übertriebenen und detailversessenen Kontrollwahn auslöst. 

Was sind die Folgen von Mikromanagement für Mitarbeiter?

Mikromanagement vergiftet die Arbeitsatmosphäre im Unternehmen nachhaltig und löst gefährliche Signale bei Mitarbeitenden aus. Denn durch ständige Kontrolle und Verbesserungen seitens des Vorgesetzten sinkt das Selbstvertrauen und die Initiative des Mitarbeiters enorm. Mitarbeiter entwickeln Angst, etwas falsch machen zu können und sichern sich deshalb doppelt ab. Durch Arbeitsanweisungen, die so kleinlich und detailliert sind, dass sie den Mitarbeitern keinerlei Freiraum lassen, wird jeglicher Entfaltungsspielraum genommen, eigenständiges Denken und handeln verhindert. Mitarbeiter werden zur Unselbständigkeit geradezu erzogen. 
Dies erzeugt besonders Frustration bei erfahrenen Teammitgliedern: Sie haben keine Möglichkeit verantwortungsvoll zu handeln oder kreative Lösungswege zu entwickeln. Das zuvor mit vollem Einsatz und Leidenschaft geführte Projekt mutiert zu einer mühsamen, vorgegebenen Aufgabe. Mitarbeiter funktionieren nur noch auf Anweisung; der sonst so lebendige Berufsalltag wird von “Dienst nach Vorschrift” überschattet. Die Managementkultur frustriert und demotiviert Mitarbeiter. 
Denn Mikromanagement fungiert als Risiko der eigenen Karriereentwicklung. 

Was sind die Folgen von Mikromanagement für die Führungskraft?

Die vom MikromanagementSyndrom betroffenen Führungskräfte sind sich meist nicht einmal bewusst, dass ihr Kontrollwahn und Führungsstil zu ernsthaften Problemen führen kann. Der Wunsch nach Kontrolle und die Fokussierung auf Details lähmen das gesamte Projekt – von grossen Entscheidungen bis zur kleinsten Aufgabe. Statt sich auf die Unternehmensführung zu konzentrieren, zerreiben sich manche Mikro-Manager im Operativen. Durch unendliches “Verzetteln” in anderen Aufgabenbereichen, steigt ihre eigene Arbeitsbelastung enorm, wichtige Führungsaufgaben bleiben unerledigt. Auch spielen zerstörte Hierarchien im Unternehmen eine grosse Rolle: Mikromanagement überschreitet Grenzen. Bisher klar geregelte Strukturen innerhalb des Unternehmens schwanken. Hinzu kommt die eigens ausgelöste Frustration verbunden mit Druck, da Unternehmensziele nicht erreicht werden können. 

Potentiale eines erfolgreichen Führungsstils

Laut der Studie  “New Leadership – Leadership der Zukunft – zwischen Inspiration und Empowerment” der Universität St. Gallen und der zeag GmbH, führt eine inspirierende, motivierende und gleichzeitig vertrauensvolle Führungskraft, die vor allem Wert auf Freiheit in der Erledigung von Aufgaben ermöglicht, nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit und besseren Leistungen der Mitarbeiter, sondern auch zu knapp 33% höherem inneren Unternehmertum. Das Engagement der Mitarbeiter steigt dabei um knapp 20%. Eine negative Auswirkung auf Mitarbeiter hat hingegen eine Führungskraft, die zu starker Kontrolle neigt: Minus 24 % inneres Unternehmertum und minus 16 % Engagement. 

jacando Tipp! Wie Sie als Führungskraft Mikromanagement in den Griff kriegen

Setzen Sie gemeinsam mit Ihrem Team Ziele und legen Sie Meilensteine fest. Erklären Sie dabei, welche Unternehmensziele z.B. folgendes Projekt fördert. Aufgaben können so leichter priorisiert werden. 

Lernen Sie zu vertrauen: Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Chance, zu beweisen, dass sie auch ohne Ihre ständige Kontrolle, Aufgaben fehlerfrei bewältigen können. 

Geben Sie Verantwortung ab. Räumen Sie mehr Entscheidungsfreiheiten ein und lassen Sie Ihr Team motiviert agieren.

Legen Sie das Ziel fest – aber nicht den Weg dahin. Geben Sie Ihren Mitarbeitern genügend Freiraum und somit die Möglichkeit, eigene (Lösungs-)Wege zu finden. Denn: Das Ziel ist entscheidend, nicht der Weg! 

Investieren Sie in die Entwicklung und Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter und versuchen Sie den Aufwand, den Sie in die Detailarbeit stecken, zu minimieren. Denn das Fordern und Fördern von Teammitgliedern, bietet Mitarbeitenden die Chance, sich zu verbessern und sich langfristig zu einem Experten auf dem Gebiet zu entwickeln. 

Fokussieren Sie sich auf das Wesentliche: Verlieren Sie Ihre Stärke und Kompetenz als Führungskraft nicht aus den Augen!

Lassen Sie Ihre Mitarbeiter auch mal Fehler machen. Denn nur daraus lernt man. 

Finden Sie die richtige Balance: Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Mitarbeiter nicht über- aber auch nicht und unterfordern.

 

Weitere Informationen

Nicht nur Mikromanagement hat einen immensen Einfluss auf die Performance und das gesamte Wohl des Unternehmens! Auch die allgemeine Mitarbeitermotivation spielt eine entscheidende Rolle. Wie Sie diese meistern, erfahren Sie in unserem Leitfaden.

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